Mein Erfahrungsbericht über die Teilnahme am Rennstrecken Perfektionstraining im Driving Center Groß Dölln, mit „Doc Scholl“.
Tag 0 – es ist der 12.7.25, ein Samstag
Noch leicht verkatert vom AIDA Sommerfest, schnalle ich mein Gepäck auf das Moped. Voller Vorfreude, die Speedy endlich mal (legal) artgerecht bewegen zu dürfen, fahre ich los. etwa 210 km Landstraße liegen vor mir. Ich habe genügend Zeit und Bock Moped zu fahren, also wird die Autobahn gemieden. Das Wetter ist total unbeständig. Bis Waren fahren ich nur in der Lederkombi im Regen. Dort reicht es mir und ich ziehe mir das Regenzeug an.
Weiter geht’s. Im Regen. Voll mein bevorzugtes Wetter 😉
Ich liege total gut in der Zeit und deshalb gibt es einen Stopp beim Bäcker. in Neustrelitz. Die Leute schauen mich beim Betreten des Bäckers an, als wenn ich vom anderen Stern komme. Pitsche Patsche Nass, das Wasser tropft runter.
Froh erst mal im Trockenen zu sitzen gibt es ein Stück Kuchen und eine Cola für die Stimmung. Dann geht es irgendwann weiter. Ich schaue raus, er regnet immer noch oder schon wieder in Strömen. Also wieder Regenzeug an und wie ich den Bäcker betreten habe, verlasse ich ihn. Nur etwas aufgewärmter und einen Hauch trockener.
Kurz vor dem Ortsausgangsschild meldete die Speedy Spritbedarf an. Die angezeigte Restreichweite von 80 km hätte noch bis in das 50km entfernte Templin gereicht. Aber sicher ist sicher und bei dem Wetter liegen bleiben, da hatte ich absolut keinen Bock drauf. Also noch fix vollgetankt und weiter nach Templin.
Der Weg ist das Ziel, aber über Godendorf, Retzow und co,… naja.. so richtig Wert war der Weg bei dem Wetter nicht. Die schlechte Straße setzt einem ganz schön zu, der Blick auf die Landschaft durch die Nasse Brille, geht so. Aber Urlaub kann man da bestimmt gut machen, wenn man die Natur mag.
In Templin, Fotostop bei der Minol Tankstelle
Irgendwann in Templin angekommen, erst mal meinen Kumpel Kai angerufen und den Treffpunkt abgeglichen. Bei Maps hatte ich noch eine witzige Location gefunden. Eine alte Minol Tankstelle, sollte sich als Schnappschuss anbieten.



Endlich im Driving Center Groß Dölln
Gegen 17.30 Uhr kam ich dann endlich in Driving Center Groß Dölln an. Die letzten 5 km wollten es noch mal wissen, ein Privatweg, der etwas Zuwendung braucht. Aber egal, trotz 210km Landstraße, bei strömenden Regen, nasser Stiefel (Regenzeug war zwischenzeitlich hochgerutscht), leicht nasser Hose und nassem Helm, schlechter Sicht, stieg die Vorfreude wieder.
Anmeldung und Technik-Check waren eine Formalie. Wären ich auf Kai wartete, schaute ich mich schon mal um.



Tag 1 – Sonntag (Regen, Regen, Regen,…)
8.15 Uhr war die Fahrerbesprechung. Eine Vorstellungsrunde der Instruktoren, des Teams und des Ablaufes. Ich war überrascht wieviele Instruktoren und auch Leute drumherum dort waren. Hatte ich so nicht erwartet. Es sollen wohl um die 50 Teilnehmer gewesen sein, die unterschiedliche Kurse belegten. Kurventraining, Perfektionstraining, Sportfahrertraining.
Danach erster Kontakt mit dem Instruktor (Ralph Topp) und meiner Rennstrecken „Krabbelgruppe“.
Eine kleine Truppe von 5 Teilnehmern, die unterschiedlicher nicht sein konnten. Einige hatten schon eines oder mehr Fahrsicherheitstrainings absolviert, für andere war es das erste. Aber gut, schauen wir mal wie es weiter geht. Auch von dem Mopeds war alles dabei von der 33 Jahre alten Kawasaki, bishin zu modernen Ducati V4 Streetfighter.
10.00 Uhr, der erste Turn
Kurz zuvor noch den Luftdruck (kalt) der Metzeler M09RR reduziert. 2,3 bar vorne, 2,4 bar hinten.
Erst mal die Strecke kennenlernen und schauen wie es sich so anfühlt. Es regnete wieder oder immer noch…. Bis auf ein paar Regenpausen, sollte es noch den restlichen Tag unterschiedlich stark regnen.
Nach jedem Turn gab es dann Infos zur Linienwahl, Ergonomie, Sitzposition, Fahrsicherheit und Co.
Alles in allem ein gelungener Tag um die Strecke kennenzulernen, bei den O-Ton des Instruktors „sehr schwierigen Bedingungen“. Bei einem Turn fuhren wir im Halbtrockenen.

Rennstrecken Perfektionstraining by Doc Scholl in Groß Dölln
Fotos von Pixelrace.de (Jonathan Sauer)

Tag 2 – Montag (trocken)
Gegen 8 Uhr erwachte das Fahrerlager. Während unser Nachbar sein Moped schon auf den Einsatz 9 Uhr vorbereitete, gab es Frühstück.

Sehr männlich, neben einer Triumph Street Triple RS, bei laufenden Motor zur Frühstücken 😉
Ab 9 Uhr ging die erste Gruppe mit vorgeheizten Reifen auf die Piste. Für gute Unterhaltung und Staunen war gesorgt.
10.00 Uhr waren wir dann wieder das erste Mal für den Tag dran. Wieder die erste Runde „langsam“ eingerollt und die weiteren Runden wurde es etwas schneller. Ziemlich Rund und gleichmäßig ging es um den Kurs. Im Anschluss gab es wieder eine kurze Besprechung und in mir wuchs langsam der Wunsch in einen andere Gruppe zu wechseln.
11.20 Uhr war der zweite Turn.
Ich willig und hochmotiviert mit der Speedy auf dem Kurs zu räubern, wurde hart enttäuscht.
Die meiste Zeit vor mir ein Teilnehmer der zwar schon sehr lange Motorrad fährt, aber halt auch nur fährt und keine Ahnung von Kurven und Linienwahl hatte. Ständig rollte ich in den rein. Trotz der Hinweise des Instruktors, das Moped nicht zu drücken, drückte er seine GS gewohnt in den Boden. Die Rasten schleiften bei einigen Kurven. Die niedrigere Kurvengeschwindigkeit, der Anblick dessen… ne. So will ich nicht den restlichen Tag fahren!
Kai war in einer andere Gruppe, die deutlich sportlicher auf dem Kurs unterwegs war. Nach dem Turn sprach ich meinen Wechselwunsch beim Instruktor an. Er nahm es an und organisierte den Wechsel.
12.40 Turn 3 – „Hallo ich bin der Neue“
Ich durfte gleich an 2 zweiter Stelle hinter Kai hinter her fahren. Kai direkt hinter dem Instruktor (Jürgen).
Der Unterschied war schon in der ersten Runde zu spüren und ab der zweiten Runde wurde auch ordentlich rausbeschleunigt und in die Kurven gebremst. Es hat richtig Spaß gemacht dicht hinter Kai und dem Instruktor hinterher zu fahren. Freude, Grinsen, Lachen unter meinem Helm. So hatte ich es mir vorgestellt. Das Rennstrecken Perfektionstraining by Doc Scholl.
Nach dem Turn war mein Gesicht von einem breiten Grinsen geprägt. Auf die Frage des Instruktors „und wie war es?“, antworte ich „super! Ich hoffe ich bin eurer Gruppe würdig genug“, „Ja, kannst hier bleiben“. Top!
Beim nächsten Turn war ich direkt hinter dem Instruktor gefahren. Geil. Es fühlt sich gut an, fast wie „zu Hause angekommen“, hinter der KTM Superduke hinterher zu fahren. Mit anderen KTM Superduke R über den Asphalt zu räubern, kenne ich von meinen Runden in Italien. Grüße an meine Italientruppe 🙂
Turn 6 – fällt ins Wasser. Zeit zu packen
Den letzten Turn (6) ließ ich ausfallen. Nach dem vorletzten Turn goß es wie aus Eimern und nun wieder auf einer nassen Rennstrecke zu fahren, darauf hatte ich nach den letzten Turns überhaupt keinen Bock mehr. Stattdessen packte ich meine Sachen.




Zu den Instruktoren
Jeder Instruktor hat seinen eigenen Stil was auch gut ist. Sollte es einem zu langsam sein, ist es kein Problem die Gruppe zu wechseln. So kann man gut auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Teilnehmer eingehen.
Ich wollte artgerecht auf der Rennstrecke unterwegs sein und habe das mit dem Wechsel der Gruppe auch bekommen.
Der Kurs in Groß Dölln
Ein wirklich schöner Handlingkurs mit einem sehr hohen Kurvenanteil. Macht mega Spaß wenn man Kurven fahren möchte.
Auf der Gerade erreichte ich in der zweiten Gruppen gerade mal 150 km/h, was aber mit dem kurzen Rausbeschleunigen zusammenhing um die Gruppe auf den geraden wieder zusammen zuführen. Viele der Kurven fuhren wir mit 60-90 km/h. Kein Highspeedkurs, aber super für Kurvenspaß. Im freien Training sind die Fahrer noch einiges schneller unterwegs gewesen.
Die Rennstrecke und der Unterschied zur Landstraße
Durch die Landstraße bin ich es gewohnt ständig, bremsbereit und sehr aufmerksam zu fahren. Zwei Finger liegen immer auf der Bremse. Schließlich hatte man in den letzten 15 Jahren, alles mögliche von Dreck, kleinem Hindernissen bis hin zum wendenen Wohnmobil erlebt. So ein Wohnmobil ist schon was ganz anderes als jemand, der auf eurer Spur rauskommt…
Bei den letzten beiden Turns auf der Rennstrecke konnte ich mich optimal auf das Kurvenfahren konzentrieren. Reinbremsen und meinen Kurvenradius geschmeidig über den Gasgriff regulieren, rausbeschleunigen.
„Vorsprung durch Technik“
Das ist nicht nur ein bekannter Werbeslogan von Audi, sondern tatsächlich Realität.
Die Elektronik moderner Motorräder macht es möglich immer genügend Sicherheit bei Regen, viel Regen, Sinnflut zu vermitteln/geben. Im Regenmodus blinkt mal die Traktionskontrolle ohne das man was am Moped spürrt.
Im Sportmodus lässt die Kurven-Traktionskontrolle auch mal das Ausbrechen vom Heck zu, fängt es aber wieder ein, bevor man noch vom Gas geht.
Heutige Sport- oder auch Touringreifen sind mit den alten Gummies von vor 20 Jahren nicht mehr vergleichbar. Da liegen Welten zwischen. Guter bzw. ausreichender Grip ab der ersten Kurve.
Fahrtechnik
Wie ich gelernt habe, können gute/talentierte Fahrer mit alten Motorrädern auch schnell und sportlich unterwegs sein. Wiederum fahren weniger talentierte Fahrer wie unser „Bremser-Kumpel“ bzw. „Minus Kumpel“ mit einer BMW M1000R oder BMW Gs1300 verdammt noch mal langsam um die Kurven.
Auch sehr erfahrende Alltagsfahrer bekommen es nicht immer hin, ihren Kurvenstil bewusst zu verändern. Die Gewohnheit gewinnt. Es ist die Kombination aus fahrerischen Können und den Möglichkeiten des Motorrades. Liegt beides zu weit auseinander, nutzt selbst das 50.000€ Moped nix.
Aber jeder fängt mal an…
Wie viel fährt man in den zwei Tagen auf der Rennstrecke?
Pro Tag werden 6 Turns je 20 Minuten gefahren. die letzten 3 Turns waren nur 15 Minuten weil eine weitere Gruppe untergebracht wurde. Pro Turn schafft man etwa 10 Runden, schätzungsweise 20-25km. In den zwei Tagen haben ich in der Mittagspause habe ich immer noch mal nachgetankt. In der Summe war es knapp 12 Liter Sprit. Pi * Daumen verfährt man eine Tankfüllung.
Das Resümee
Würde ich sowas noch mal machen? Die Antwort ist ganz klar „JA“! Das Team um Imke Scholl hat es super organisiert. Die Instruktoren sind sehr erfahren, geben ihr Wissen gerne weiter. Man fühlt sich die gesamte Zeit gut betreut. Meine persönlichen Ziele, erste Erfahrungen auf einer Rennstrecke zu machen und auch die Kurventechnik durch die hohe Rate an wiederkehrenden Kurven zu verbessern, habe ich auch erreicht. Als Obolus lernt man noch coole andere Motorradfahrer kennen, ob es nun die Zweitaktgang war, oder andere freie Fahrer oder der ganz besondere „Bremser-Kumpel“ und „Minus Kumpel“. Das Einzige Manko war nur das Wetter, aber dafür kann Imke ja nix.


